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Eintrag vom 01.04.2017
„Aus den Fehlern anderer lernen!“ Im Buch „Fehler und Irrtümer in der Intensivmedizin“ geht es genau um das, wobei einem anschaulich auf je zwei Doppelseiten 100 kritisch analysierte Fälle präsentiert werden. Die Fälle werden nochmal in 6 Kapitel unterteilt: 1) Allgemeines, 2) Herz/Kreislauf, 3) Infektion, 4) Lunge, 5) Zentrales Nervensystem und 6) Niere. Das druchweg einheitlich gewählte Layout mit wenig Farbe und gleiches Schriftgraden in allen Kapiteln, wirkt das gesamte Buch sehr übersichtlich und klar strukturiert trotz der vielen Autoren.
Jeder Fall wird in 5 Unterkategorien gegliedert: 1. Vorstellung des klinischen Falles, 2. Kosequenzen für den Patienten, 3.Interpretation aus Sicht der Fachkrankenpflege/Intensivpflege oder des Intensivmediziners, 4. Weiterführende Gedanken und zum Schluss die „Take Home Message“ nochmals in einem blauen Kästchen hervorgehoben. Zusätzlich gibt es je nach Fall noch unterstützende Abbildungen, Tabellen, MRT/CT/Röntgenaufnahmen, sowie zu Beginn des Buches eine vierseitige Fehlermatrix. In dieser werden auch die Fehlerquelle aufgezählt. Zusammengefasst ergeben sich folgende Kategorien: Im Management das fehlende Wissen, die mangelnde geistige und physische Aufmerksamkeit, schlechtes Zeitmanagement mit Zeitdruck/ Überlastung/ Ablenkung, Informationsverlust bei Übernahme der Patienten, Fehlbeurteilungen durch mangelndes Nachdenken über verschiedene Optionen, fehlende Reflektion bereits getroffener Entscheidungen, Fixierungsfehler und Fehlinterpretationen, Team- und Kommunikationsfehler. |
Zuallerst muss ich Thieme loben, neben der vielen Fachliteratur auch ein solches Buch rauszubringen, welches die Medizinwelt sehr bereichert. Fehler werden oft in Kliniken nicht akzeptiert, was zu einer fragwürdigen Fehlerkultur führt – nicht zum Wohle des Patienten. Durch das Lesen des Buches gestehen sich einige vielleicht auch selbst Fehler mehr ein. Menschlich sind alle Arten von Fehlern, aber daraus keine Konsequenzen für sich selbst und sein Team zu ziehen ist fatal. Toll ist, dass dieses Buch alle Arten von Fehlern anspricht und von allen Beteiligten auch. Sei es der Famulant, der Facharzt etc. Auch interessant sind scheinbare Banalitäten, die man als unerfahrener Student/ Pflegekraft/ junger Arzt oder auch schon alter Hase als nicht fehlerwürdig einstuft, die aber weitgreifende Konsequenzen mit sich ziehen können. Als Beispiel der Dreiwegehahn – wie oft hat man als Student schon damit gearbeitet ohne eine vernünftige Einweisung. Auch der Appell aufzupassen, dass man jedem Patienten neutral gegenübertritt und ihn nicht aufgrund seiner Drogenvergangenheit, seines Alkoholismus, seines Erscheinungsbildes etc. stigmatisiert und dadurch Fehlbehandlungen provoziert, ist positiv hervozuheben. Genauso das Erinnern an die Individualtiät jedes Kranken hinsichtlich seiner Anatomie, seines Stoffwechsels etc. und das somit induzierte Vergessen/ Weglassen wichtiger bildgebender Kontrollen. Nicht zu kurz kommt auch die Kritik an der Kommunikation zwischen den verschiedenen Arbeitskräften.
Durch den Aufbau der Fälle wird mal selbst viel zum Nachdenken angeregt und kann viel für sein persönliches Handeln im Beruf mitnehmen. Zudem ist es durch die Abwechselung der Fälle auch noch sehr spannend zu lesen. |
Vor allem im Kapitel Lunge gibt es viele Fachbegriffe und fachspezifische Behandlungsabläufe, die man als „Laie“ in diesem Fachgebiet nur schwer verstehen kann. |
Tolles Buch, durch welches man Lust auf mehr Bücher dieser Art bekommt und sehr zum Nachdenken angeregt wird, wobei der informative Aspekt natürlich genauso gegeben ist.
Dieses Buch sollte ein Muss auf Intensivstationen sein. |
Alle medizinisch Tätigen in der Intensivmedizin |
Für das Studium und die Klausuren nicht relevant, aber fürs praktische Arbeiten in der Krankenversorgung
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