Rezensionen

Klinik: Pharmakologie

Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie
Autor: Karl Heinz Graefe, Werner K. Lutz, Heinz Bönisch
Verlag: Thieme
Auflage: 2. Auflage 2016
ISBN: 3131428627
Seiten: 840
Preis: 54,99 €
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Inhalt: gut
Layout: gut
Preis/
Leistung:
sehr gut
Gesamt: sehr gut
Rezension
Ich beginne für alle faulen Leser mit meinem Fazit: wenn die klinische Pharmakologie nicht unbedingt das Fach deines Herzens ist, aber du sie nunmal dringend lernen musst, ist die Duale Reihe vermutlich das beste Lehrbuch dafür.
Ich habe die Duale Reihe Pharmakologie wenige Wochen vor meiner Pharma-Klausur erhalten. Daher habe ich in vielen Kapiteln mit dem Kurzlehrbuch gelernt, in den Schwerpunktgebieten aber mit dem normalen Lehrbuch. Diese beiden Anteile sind in der Dualen Reihe im gleichen Buch enthalten!
Während die Randleiste den Inhalt in Form eines Kurzlehrbuches zusammenfasst und auf das Wesentliche reduziert daherkommt, umfasst der Mittelteil der Seiten den Umfang eines Standard-Lehrbuchs und verfügt zudem über gut strukturierte Tabellen und Grafiken.
Den Gesetzen der Logik folgend, beginnt das Buch mit den Kapiteln zur Allgemeinen Pharmakologie. Hier wird, ohne zu stark in die Biochemie abzudriften, die Pharmakodynamik und -kinetik noch einmal aufgearbeitet. Zudem finden sich hier Abschnitte über besondere Lebensabschnitte (Schwangerschaft, Kindesalter, Geriatrie), zur pharmazeutischen Forschung und Entwicklung sowie über alternative Heilmethoden - der Vollständigkeit halber sei dies hier einmal erwähnt. Dieser Teil des Buches umfasst mit ca. 70 Seiten recht wenig Inhalt, wer also explizit an diesen Themen interessiert ist, wird mit einem anderen, spezielleren Lehrbuch sicherlich glücklicher werden. Für alle, denen es (wie mir) um die klinische Pharmakologie geht, sind hier die wichtigsten bereits einmal gelernten Dinge noch einmal prägnant ins Gedächtnis gerufen.
Daran anschließend findet sich die Allgemeine Pharmakologie. Eingeteilt in wichtige Mechanismen (Hormone, Ionenkanäle, Gefäße, Immunsystem und Nozizeption) wird auf knapp 100 Seiten die grundlegende Wirkung verschiedenster Arzneimittelklassen mit Bezug auf die klinische Anwendung dargelegt. Dabei wird spezifisch auf verschiedene Anta- und Agonisten Wert gelegt, die am jeweiligen Rezeptor oder Hormon ansetzen. Trotz der teilweise trockenen Physiologie wird sich bemüht, auch dem unmotiviertesten Studenten die klinische Bedeutung des Gelehrten nahe zu bringen, und mit Ausflügen in die klinische Therapie und in Behandlungsschemata aufgelockert. Wer ein Lehrbuch für die Allgemeine Pharmakologie sucht, ist hier gut aufgehoben, so er denn ein Kurzlehrbuch sucht. Für eine umfassende Darstellung der Allgemeinen Pharmakologie ist der Umfang jedoch eindeutig zu gering.
Nun zum (für die meisten von uns) wichtigsten Teil: der klinischen Pharmakologie. Hier wird der Körper zuerst eingeteilt in Organsysteme (z.B. ZNS, Gerinnung, Kardiovaskuläres System) sowie wichtige Indikationsfelder (z.B. virale oder Pilzinfektionen, maligne Erkrankungen). Hier bewährt sich das System der Dualen Reihe: möchte ich mir einen Überblick über ein Thema verschaffen, so kann ich mit der Randspalte allein alle wichtigen Informationen des Gebietes umschließen, und mir unter Zuhilfenahme der vielfältigen “Merke”-, “Klinischer Bezug”- oder “kritisch betrachtet”-Kästen im Volltext veranschaulichen, welche Problemstellungen und vielleicht prüfungsrelevanten Knackpunkte das Thema aufzuweisen hat. Sieht mein Lernplan hingegen eine intensive und ausführliche Vorbereitung auf ein Thema vor, so bietet der Volltext in der Mitte alles, was ich wissen möchte: pathophysiologische Grundlagen einer Erkrankung, Therapieprinzipien und die jeweils verwendeten Arzneistoffklassen mit ihren klinisch angewandten Vertretern sowie auch die genauen Therapiekonzepte für gängige Krankheitsbilder, die oft gefragt und abgeprüft werden.
Immer wieder werden Dinge auch mal etwas übererklärt, was aber dank der Seitenleiste gar kein Problem darstellt - habe ich das Gefühl, dass das Buch mehr Wert auf ein Thema legt als z.B. der prüfende Dozierende, so überspringe ich an dieser Stelle einfach den Volltext und beschränke mich auf die Kurzfassung am Rand. So kann jeder Studierende selbst die Intensität seiner Beschäftigung mit dem Stoff eines Themas oder einer Krankheit modulieren.
Jedes Kapitel verfügt zudem in der Regel über mehrere Tabellen, in denen zum Beispiel mehrstufige Therapiepläne oder verschiedene Präparate einer Wirkstoffklasse aufgezeigt oder miteinander verglichen werden. So kann man sich schnell und einfach einprägen, wo die Unterschiede zwischen den einzelnen Wirkstoffen liegen, wann ich sie anwende und beispielsweise, welche Nebenwirkungen ich im Vergleich zu “Konkurrenten” zu erwarten habe. Die Inhalte der Tabellen finde ich dabei immer gut überlegt und nicht zu überfrachtet, sodass es nicht zu einer bloßen Aufzählung von Wirkstoffnamen verkommt, sondern echten Benefit gegenüber dem Volltext bietet.
Abschließend enthält das Buch noch einen relativ großen Teil über Toxikologie, wie aus dem Namen ja bereits ersichtlich wird. Neben den Grundlagen und Begriffklärungen wird dabei auch kurz und knackig auf gesetzliche Rahmenwerte eingegangen sowie die pathophysiologischen Grundlagen erläutert. Anschließend werden die Standard-Therapiekonzepte für Vergiftungen dargelegt, bevor eine Auswahl gängiger Vergiftungstherapien abgehandelt wird. Dabei wird zwar jeweils auf die Grundlagen und die verschiedenen Muster eingegangen, im Großen und Ganzen sind die Abschnitte über die spezifischen Vergiftungen aber doch sehr knapp gehalten.
Der allerletzte Teil schließlich behandelt unter dem Thema “chronische Toxizität” Krebs und Krebsrisikofaktoren sowie Umweltgifte, was aber eher unter “ferner liefen” einzuordnen wäre.
Ich habe mit dem Buch bisher nur durchweg positive Erfahrungen gemacht. Es lohnt sich sowohl kurzfristig zur Prüfungsvorbereitung als auch langfristig zum Erarbeiten und Kennenlernen neuen Stoffes, der im Bereich der Allgemeinen und Speziellen Pharmakologie sicherlich nirgends zu kurz kommt. Eher kurz gehalten dagegen finde ich die Spezielle Toxikologie, wenn auch die wichtigsten toxikologischen Notfälle in ihrer Schwere verdeutlicht werden.

Fazit
Mein Fazit für das Buch lautet daher, dass ich es für jedes Lernen der Klinischen Pharmakologie durchweg empfehlen kann. Weniger gut geeignet, aber sicherlich auch nicht im Fokus der Autoren, für die Allgemein Pharmakologie, bedingt für die Toxikologie. Das Manko des Buches liegt, wie bei jedem Buch der Dualen Reihe, in seiner Taschenbuchform mit Softcover, sodass es sich zum vielen Herumtragen eher wenig eignet.
Zielgruppe
klinische Studierende ab dem Systematiksemester des 3. SJ
Relevanz für das Studium an unserer Fakultät
sehr hoch
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